CO2-Reduktion für Unternehmen ist ein Must-have

Interview mit Balázs Tarsoly, der gemeinsam mit Daniel Sieben das Forum „Unternehmensverantwortung CO2-Neutralität“ beim Kongress 2021 veranstaltete

CO2-Reduktion für Unternehmen ist ein Must-have

Balasz, dein Thema auf dem Kongress war CO2-Neutralität. Warum sollten sich Unternehmen heute dieser Verantwortung stellen? Und das möglichst schnell?

Das liegt an der Knappheit der Zeit, die uns zur Verfügung steht, in der wir Lösungen finden müssen. Wir haben ein CO2-Budget von sieben Jahren, innerhalb denen wir handeln müssen. Das liegt daran, dass wir in dieser Zeit an den Punkt gelangen, das 1,5-Grad-Ziel gemäß Pariser Vertrag zu verpassen. Und das bei optimistischer Schätzung. Aktuell stehen wir bei ca. 1,1 Grad Erderwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit. Kritische Stimmen behaupten, wir haben jetzt schon genug Kohlendioxid in der Luft, dass wir längst darüber hinaus sind, dieses Ziel erreichen zu können. Das Klimasystem ist nur zu träge, um zu reagieren. Selbst wenn wir jetzt nullen, schwingt es quasi nach. Aber ich halte mich gern an die optimistische Sicht: Wir haben noch sieben Jahre. Das bedeutet aber, wir müssen sofort kurzfristig wirksame Lösungen umsetzen. Denn nicht zuletzt können wir durch kurzfristige Veränderungen des Verhaltens uns die Zeit erkaufen, um langfristige Lösungen überhaupt umsetzen zu können.

 

Nun können Unternehmen ja nicht von heute auf morgen CO2-neutral werden. Was ist denn ein realistischer Zeitraum dafür?

Das hängt von der Komplexität des Betriebes ab. Über 80 Prozent der Emissionen liegen in der Lieferkette. Ich könnte also sagen, ich habe jetzt Ökostrom und ein paar weitere Dinge umgestellt. Aber solange das Produkt, dass ich weiterverarbeite und verkaufe, ein schädliches ist, wird es nichts mit der Klimaneutralität. Das heißt, wir müssen viel differenzierter und transparenter die gesamte Lieferkette betrachten und in diese Umstellung einbeziehen. Die Unternehmen sollten nicht nur in sich hineinschauen, sondern seine Partner mit einbinden. Diese Gespräche können natürlich Monate oder sogar Jahre dauern.

 

Wir wissen, dass es Unternehmen gibt, die das Thema sehr ernsthaft und fokussiert angehen. Einige aber tun nur so. Was können denn die seriösen Firmen tun, um Konkurrenten aus den Märkten zu drängen, die nur Greenwashing betreiben, aber eigentlich nichts ändern wollen?

Kommunikation ist überaus wichtig. Die tatsächlichen Ergebnisse und Effekte, die man erzielt hat, müssen sichtbar werden. Vor allem im Vergleich zu einer herkömmlichen Produktion oder Arbeitsweise. Das ist nicht einfach, weil derzeit sehr viel Desinformation und Greenwashing stattfindet. Das ist halt alles sehr trendy geworden und vieles lenkt von den wirklich wirksamen Maßnahmen ab, um CO2-Reduktion durchzusetzen. Ich kann Unternehmen nur raten, diese reale Reduktion offensiv zu kommunizieren und sich als Pioniere zu positionieren. Letztlich wird das der Markt belohnen.

Es gibt ja die These der Inevitable Policy Response (IPR), die von UN-Experten formuliert worden ist. Demnach wird die Politik spätestens 2025 radikale Regularien aufstellen, die heute noch nicht absehbar sind. Spätestens dann steht man gut da, wenn man jetzt schon handelt.

 

Warum ist CO2-Reduktion für Unternehmen ein Must-have?

Jeder, der Kinder hat, kann sich diese Frage selbst beantworten. Wir sind an einem Zeitpunkt angekommen, an dem fast jeder verstanden hat, dass die Industrialisierung großartig war. Und vor allem erfolgreich, was man ja auch in Geld messen kann. Wir kommen jetzt aber dahin, dass dies nicht mehr so viel zählen wird. Sondern viel stärker in Kategorien wie Lebensqualität. Schon aus diesem Grund ist es ein Must-have.

 

Balasz, vielen Dank deine Einschätzungen zu diesem sehr aktuellen Thema.

Das Interview führte Ronald Battistini.

Über Balázs Tarsoly

Balázs Tarsoly ist Gründer und Geschäftsführer der auf Food und Nachhaltigkeit spezialisierten Kreativ-Agentur Branding Cuisine. Er studierte Kommunikations-Design in Wiesbaden und Los Angeles und arbeitete als Designer in London. Neben seiner Begeisterung für Food, Storytelling und Design bringt er 13 Jahre Erfahrung in der Markenentwicklung im Bereich der Systemgastronomie mit. Seine Arbeiten als Designer sind mit internationalen Designpreisen ausgezeichnet worden, u.a. mit dem red dot communication design award und dem IF communication design award. Balázs ist gemeinsam mit Serena Carloni Initiator und Veranstalter des WeltverbEsserer-Wettbewerbs, einem Award für nachhaltige Food- und Gastro-Konzepte und Mitbegründer des Online-Magazins DAS GRÜNE SCHAF, das sich zum Ziel gesetzt hat, nachhaltige Restaurants in Deutschland zu fördern.

www.brandingcuisine.com

www.dasgrueneschaf.de

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Veröffentlicht am 16. November 2021

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