Wirtschaft und Spiritualität

Gastbeitrag von Theresia Maria Wuttke

Wirtschaft und Spiritualität

Bevor das nachfolgende Interview als Erweiterung zum Thema Wirtschaft und Spiritualität beginnt, formuliere ich in kurzen Sätzen, was Wirtschaft und Spiritualität für mich bedeutet:

„Wirtschaft hat nur den Sinn, dass Menschen, die mit ihrer Aufgabe dazu beitragen, dass sich ein Unternehmen voll umfänglich entfaltet, mit ihrem Einkommen ihr Bedürfnis, ein gutes und nachhaltiges Leben führen zu können, decken.“

Aus meiner Sicht ist Geld kein Selbstzweck, sondern ein Nebenprodukt von einer mit Sinn erfüllten Aufgabe.

Spiritualität ist nichts anderes als im Einklang mit dem Schöpfungsprinzip seinen Wesens-Kern zu entfalten und die daraus resultieren Gaben und Qualitäten mit anderen Menschen zum Wohle des Ganzen zur teilen.

 

Theresia Maria Wuttke, Vorständin der Theos Consulting AG, im Interview mit dem Magazin evolve.

evolve: Was ist das Hauptanliegen Ihrer Arbeit?

Theresia-Maria Wuttke: Mein zentrales Anliegen lässt sich eigentlich in einem Satz zusammenfassen: „Werde, was du bist“. Denn ich gehe davon aus, dass schon alles in uns vorhanden ist und sich in uns und aus uns entfalten will. Entwicklung von innen nach außen. Das hat mich meine eigene Lebensgeschichte gelehrt. Ich war als Kind sehr krank und habe nie begonnen, einen spirituellen Weg zu gehen, sondern bin ihn von klein auf in tiefster Verbundenheit gegangen. Ich habe auf diese innere Stimme gehört. In jedem von uns ist eine innere Architektur anwesend, sie muss nicht von außen in uns hineingebracht werden.

Wenn wir mit unserer Wesensmitte in Kontakt sind, dann werden wir zu dem, was wir sind. Das lässt sich durch Meditation weiter ausbilden. In der Haltung des „Ich höre, also bin ich“ erfahren wir uns auf der Wesensebene. David Bohm sagt: „Materie und Geist sind nicht voneinander getrennt. Die Welt, die wir empfinden, ist eine explizite, aufgefaltete Ordnung. In ihr befindet sich eine eingefaltete Ordnung, die des schöpferischen Prinzips“.

Mit Achtsamkeit die eigenen Bedürfnisse und der mich umgebenden Menschen wahrzunehmen, lässt mich Empathie und Wertschätzung leben. Vor dem Hintergrund körperlicher Einschränkungen, wurde ich Bankkauffrau. Ich bin mit Leib und Seele Unternehmerin und Kauffrau. Später habe ich Pädagogik studiert und sowohl in der Erwachsenenbildung als auch mit Kindern und behinderten Menschen pädagogisch gearbeitet. Ich habe grundsätzlich Dinge in die Welt gebracht, die noch nicht da waren: So bin ich Mitinitiatorin der Hospizbewegung, habe als eine der ersten mit krebserkrankten Menschen und ihren Angehörigen gearbeitet und die eigene Mitte als Zentrum von Heilung, Kraft und Vertrauen ins Bewusstsein der betroffenen Menschen gebracht. Hierzu gehörte auch die Supervision von Klinikpersonal und Ärzten.

In dieser Zeit habe ich berufsbegleitend Humanistische Psychologie studiert, C.G. Jung als Schwerpunkt gewählt, die Familientherapie (Virginia Satir) und die Psychosynthese kamen hinzu. Ausbildungen in Kinesiologie und der Neurowissenschaft folgten sowie eine Ausbildung zur Meditationslehrerin in der Tradition von Hugo Enomiya-Lassalle. Unsere Individualität und Einmaligkeit sind gefragt, bewusst als Mitschöpfer durch gelenkte Absicht, Wort und Handlung an der Werdung einer Zivilisation der Liebe mitzuwirken.

Vom Ich zum Du, vom Du zum Wir | Vom Haben zum Sein. Es geht um neue Formen des Zusammenwirkens, frei von Konkurrenz und getragen von gegenseitiger Anerkennung und Liebe. Der Schlüssel liegt im Herzen eines jeden von uns, in der Hingabe an das in uns wirkende Prinzip allen Lebens. Ich schreibe Bücher: „Wege aus der Mitte · Der inneren Stimme mutig folgen“, „Schritte in die Wesens-Mitte“ ist eine Audio CD mit Meditationen. „Yasmin und die Liebe“, ein Buch über die bedingungslose Liebe und zuletzt „Cello trifft Bogen“, die verbindende Kommunikation zwischen Mann und Frau.

Mein ganzes Leben hat sich in einen vom Selbst ordnenden Prozess entfaltet. In der Arbeit mit Pater Lassalle habe ich vom integralen Bewusstsein erfahren und erfahren, wie kongruent Innen und Außen sich in mir verbinden wollen, so ich es „Sein“ lasse.

evolve: Wie würden Sie für sich dieses integrale Bewusstsein beschreiben?

Theresia-Maria Wuttke: Aus meinem Erleben geht zunächst darum, dass wir bewusst über uns selbst werden, unsere Potenziale entfalten, unsere Licht- und Schattenseiten kennenlernen. All das, was unbewusst ist, will bewusst und integriert werden, damit wir unsere Ganzheit in Erfahrung bringen können. „Nimm Dich an, so wie Du bist, liebe Dich, so wie Du bist, wandle das, was dem Leben entgegensteht in bedingungslose Liebe und sei ein ganzer Mensch. Vom Reagieren ins Agieren: Zum Mitgestalter werden und zu erfahren, wir sind Teilhaber des Prinzips, aus dem wir kommen, und dass wir genau dort anwesend sind“.

Ich bin überzeugt, dieser integrative Prozess, sich selbst kennen zu lernen, die Transformation der nicht lebensförderlichen Aspekte (und damit eine lebensfördernde Energie werden zu lassen) führt uns punktgenau zu dem, wer wir sind. Deshalb ist es so wichtig, dass der Weg keinen Namen hat. Das Prinzip, aus dem wir kommen, „sieht“ uns als Mitschöpfer. Wenn wir uns in dieser Resonanz aufhalten, und dem Großen in uns „erlauben“ zu sein dann kann es durch uns in die Welt treten.

evolve: Sie arbeiten auch mit Unternehmen und Managern. Wie vermitteln Sie dieses Zur-eigenen-Mitte-kommen in diesem Kontext?

Theresia-Maria Wuttke: In meiner Arbeit als Tiefenpsychologin und in der Vermittlung der transpersonalen Psychologie bilde ich seit 30 Jahren zum integralen Coach und Berater und zum integralen Business Management Consulter aus. In unserem Seminarhaus können Menschen in Erfahrung bringen, aus ihrer Mitte heraus zu dem zu werden, was sie vom Wesen her sind. Sie entdecken Ihre Mission, wofür sie brennen, lernen ihre Vision kennen und umzusetzen und das alltagstauglich als Unternehmer oder Führungskraft anzuwenden. Ich hatte dabei immer mit Menschen zu tun, die verstehen wollen, wer sie wirklich sind und was ihre Aufgabe in diesem Leben ist. Aus dieser Arbeit heraus haben Unternehmer, Ärzte, Lehrer, die mit mir gearbeitet haben, gesagt: „Wie wäre es, wenn du mit dieser Arbeit in die Wirtschaft gehen würdest?“ In einem drei Jahre währenden Prozess habe ich meine Erfahrungen als Unternehmerin mit meinen spirituellen Erfahrungen verbunden. Die Grundannahme ist, Unternehmen auf ganz andere Weise zu führen. Wenn ein Mensch auf der Grundlage seiner Werte (Philosophie), seine Aufgabe (Mission) ergreift und seine Vision durch eine wertebasierte, dynamische Strategie umsetzt, dann folgt die Energie der Absicht.

Die Entwicklung der Mitarbeiter und des Unternehmens gilt es kongruent zu gestalten.

Die Grundbedürfnisse von Mensch und Unternehmen sind dieselben. Die Ganzheit von Mensch und Unternehmen gilt es zu verstehen, zu achten und zu entfalten. So begann Anfang der 2000er Jahre meine Arbeit in den Unternehmen mit business-and-spirit®. Das erste Unternehmen wurde zu einem Vorzeigeunternehmen: Vom Unternehmens-Kern, von der persönlichen Größe zur Führungs-Größe zur Unternehmens-Größe.

Inzwischen habe ich mit anderen integralen Gesellschaftern die Theos-Consulting AG gegründet. Unser Claim pure power potential® drückt unseren Anspruch aus, dass wir in allem was wir tun Menschen und Unternehmen dabei begleiten, ihr volles Potenzial zu entfalten und zum Wohle aller am Prozess beteiligten Menschen einzusetzen. Wir stehen für Wert Schöpfung durch Wertschätzung.

evolve: Was hat sich durch Ihre Arbeit in den Unternehmen verändert?

Theresia-Maria Wuttke: Der Unternehmer, der Vorstand gibt bewusst Raum für eine integrale Entwicklung. Er steht voll mit seiner Philosophie, Mission Vision, Strategie dahinter. Die Mitarbeiter entfalten mit Freude und Begeisterung ihre Potenziale und setzen sie gekonnt in ihren Aufgaben ein. Sie arbeiten wertebasiert, bedürfnisorientiert, prozessorientiert, sinnerfüllend und kooperativ. Führung und Management verbinden die harten und weichen Faktoren nachhaltig miteinander.

Ich arbeite auch in Konzernen: Integrale Unternehmens-und Personalentwicklung. In dieser Arbeit ist es neben allen schon erwähnten Aspekten wesentlich, den Menschen zu zeigen, wie sie durch Achtsamkeit und Empathie aus ihrer Mitte bewusst führen und gestalten. All unsere Führungs- und Managementwerkzeuge basieren auf dem integralen Ansatz, dem gehirngerechten Lernen und können mühelos weitergegen werden. Das macht unsere Arbeit nachhaltig, weil sie nicht nur in den Firmen, sondern auch in den Familien, Vereinen, Schulen usw. funktioniert: „Lernen ist erinnern, was ich schon weiß“ Richard Bach

 

http://www.theos-consulting.de

http://www.theresiamariawuttke.de

https://www.familien-und-beratungszentrum.de/

Informationen

Veröffentlicht am 22. Dezember 2021

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