Unternehmer*innen für eine enkeltaugliche Wirtschaft von morgen
Ekhart Hahn
Architekt und Pionier des Ökologischen Städtebaus und Stadtumbaus
Der ökologische Umbau unserer Städte ist die vordringlichste Aufgabe des 21. Jahrhunderts.
"Die modernen Stadt- und Siedlungsstrukturen sind Ausgangspunkt der industriegesellschaftlichen Umweltkrise – und in ihnen muss sie überwunden werden. Letzteres ist die große Herausforderung vor der wir stehen."
Diese These stellte Ekhart Hahn bereits 1979 auf, zehn Jahre nach Abschluss seines Architekturstudiums, nachdem er unter anderem seine erste von mehreren Forschungsreisen nach China unternommen hatte.
Die ökologischen Krisen können, so Ekhart Hahn, nur von den Städten aus überwunden werden. Dazu müssen wir uns die von ihnen ausgehende Innovationskraft zu Nutze machen. Neues muss entwickelt und vor allem ausprobiert werden.
"Um unseren Planeten zu bewahren, müssen wir uns den globalen Problemen zuwenden. Nicht in der Theorie, sondern in der Praxis. Nicht morgen, sondern heute."
Quartiere und Nachbarschaften spielen bei der ökologischen Stadtentwicklung laut Ekhart Hahn eine wichtige Rolle, denn die Stadt der Zukunft ist kreislauf- und bewohnerorientiert. Das bedeutet, die Strukturen und Systeme müssen zellular und dezentral werden; also viele kleine Knotenpunkte statt wenige große, egal ob bei der Infrastruktur, der Besiedlung, der Energieversorgung.
Konzepte wie die "Stadt der kurzen Wege" bauen auf genau diesem Paradigmenwechsel auf - weg von großen, zentralen Strukturen hin zu kleinteiligen, lokalen "Zellen". Auch nachhaltige Mobilitätskonzepte, autofreie Nachbarschaften, neue lokale Nutzungsmischung und qualifizierte Dichte gehören dazu. Die Zeit der Konsumtempel im Stadtzentrum, der reinen Wohngebiete am Stadtrand und der großen, abgelegenen Industriegebiete muss ein Ende haben. Nur mit einer sinnvollen dichten Bebauung, gemischter Nutzung und lokaler Produktion können wir den ökologischen Krisen, den daraus resultierenden Fluchtbewegungen und dem demografischen Wandel nachhaltig begegnen.
Eine besonders wichtige Rolle bei der Umsetzung ökologischer Stadtplanung spielen Maßnamen des klima-aktiven und solaren Städtebaus sowie dezentrale Wasser- und Nährstoffkreisläufe. Und auch die hocheffiziente, ökologische Nahrungsproduktion innerhalb der Städte muss zwingend mitgedacht werden. Die Quartiere sollen autark sein und sich selbst versorgen können; die Bewohner sind gleichzeitig Konsumenten und Produzenten.
Das Modellprojekt Eco City - international campus wünsdorf
Für Wünsdorf bei Zossen, südlich von Berlin, legte Ekhart Hahn 2015/16 mit seinem Team den Plan für einen einzigartigen Kompetenz- und Bildungsstandort vor, die weltweit erste integrierte Ökostadt. Die Idee war, dass dort Geflüchtete, Deutsche und andere Europäer gemeinsam leben, lernen, arbeiten und in ständigem sozialen und kulturellen Austausch miteinander stehen.
Bei der Konzeption zum ökologischen Umbau des ehemaligen Militärstützpunktes standen vier Kernelemente im Fokus:
- Campus: Die Ökostadt sollte Wohn- und Ausbildungsort für bis zu 10.000 Auszubildende werden, die dort ökologische Stadtentwicklung an ihrem eigenen Wohnort lernen könnten.
- Akademie: Um aus der Praxis zu lernen und die Erkenntnisse der Eco City in die Welt zu tragen, war eine internationale Akademie fester Bestandteil des Projektes geplant.
- Eco Station: Als Herzkammer der Ökostadt sollte in der Eco Station alles aus den zellularen und vernetzten Ver- und Entsorgungssystemen zusammengeführt werden.
- Ästhetik: Ohne Schönheit keine Nachhaltigkeit, denn Ästhetik ist das Erfolgsrezept der Natur. Deshalb war auch das ästhetische Erscheinungsbild aller Bereiche bei den Planungen im Projekt mitgedacht.
Leider konnte dieses Projekt aufgrund diverser Ressentiments im Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlingskrise nicht weiter verfolgt werden, da es aufgrund seiner Ausrichtung auf zu große Ablehnung aus politschen Gründen stieß.
Ekhart Hahn ist Autor und Projektleiter der Eco City und treibt diese Idee gemeinsam mit einem großen Team über den eco-city e. V. bereits seit mehr als fünf Jahren weiter voran. Und es gibt auch schon weitere Initiativen, die sich mit Eco City zusammengetan oder sie sich zum Vorbild genommen haben, wie z. B. das Projekt Eco City Lausitz-Hoyerswerda.
Neben seinem gesellschaftspolitischem Engagement für unsere Städte ist Ekhart Hahn seit 1998 auch immer wieder in der Lehre tätig. Er unterrichtete an verschiedenen in- und ausländischen Universitäten, unter anderem an der Technischen Universität Dortmund im Fachbereich Ökologische Stadt- und Raumplanung.
Mit inzwischen 82 Jahren wird Ekhart nicht müde, sich für eine ökologische und somit enkeltaugliche Stadtplanung einzusetzen.